Mein Traum lernt FliegenWarum auf dem Boden bleiben, wenn du nach den Sternen greifen kannst? Das hab
ich mich auch gefragt. Bis mir plötzlich die FLügel wuchsen.Das Bergsteigen gibt mir seit Jahre Berge. Das war stets so erfüllend, dass der
Gedanke gar nicht erst weiterschweifte. In den Himmel beispielsweise. Bis ich
davon Wind bekam, wie unfassbar eindrucksvoll und Horizont-erweiternd es ist,
wenn der Gipfel nicht unbedingt der Höhepunkt einer Tour ist. Und es ja doch
nicht aus der Luft gegriffen und unerreichbar wäre, es selber zu probieren…
Ja! Tu es! An diesem Punkt lernt der Traum das Fliegen.Flight Number 45: Climb&Fly Admonter Kaibling

Gib dem Leben eine neue PerspekTiefe

Zugegeben, meine Starthelfer wirkten wie Beschleuniger: Wenn der eigene Landweg
immer wieder mit der Flugbahn von Paragleitern kreuzt, dann wachsen der
Inspiration noch schneller Flügel. Mein ehemaliger – höchst geschätzter – Chef
Christoph im OÖN-Sportressort richtete seinen Workflow, sofern möglich, den
Westwindphasen aus. Andi fliegt schon länger – irgendwie wollte ich insgeheim,
dass das seine Sache bleibt. Doch alleine die wenigen Momente, in denen ich von
einem Gipfel alleine hinuntergegangen bin und ihm nachgeschaut habe, wie er nach
wenigen Schritten schwerelos dem Talboden entgegenschwebte, legte sich dieser
Zauber über mich. Und ehrlich gesagt: So wirklich gefreut hat mich das
Alleine-Wieder-Hinunter-Hatschen auch nicht. Als ich Paragleit-Profi Paul
Guschlbauer beim Red-Bull-X-Alps als Supporterin begleitete, schraubte sich die
Leidenschaft in lichte Höhen. Um Himmel’s Willen! Ich will auch fliegen!

It’s magic

Abends am Hausberg, Windischgarsten (OÖ)

Mystisch am Vierwaldstättersee (Schweiz)

Hochspannung beim Climb&Fly am Hochkönig

Schirmherr Andi über den Wäldern des Hausbergs

Wolkenkratzen auf dem Schrocken (Hinterstoder, OÖ)

Actionreich am Achensee (Tirol)

Mit dem Lieblings-Flugbegleiter auf dem Admonter Kaibling (Gesäuse, Steiermark)

Landeanflug nach dem Prielschutzhaus (Totes Gebirge, Hinterstoder)

Zurück zum Anfang (aus der Kategorie: don’t try this at home*): Da stand mein
liebster Flugbegleiter Andi mit mehr als 200 Flügen neben mir auf dem
Übungshang. Ich bekam einen Crashkurs im Starten, im Landen, in den
Bewegungsabläufen. Bei zwei Hopsern versuche ich das zu verinnerlichen (ohne
Crash, dem Himmel sei Dank). Startklar? Wir überspringen ein paar übliche
Schritte, packen den Schirm, fahren hinüber zur Landewiese bei der Villa
Sonnwend in Windischgarsten (OÖ), wandern hinauf auf den Hausberg (Kleinerberg,
1287 m).

*mittlerweile führte mein Weg freilich über eine Flugschule („Flieg mit“,
Hinterstoder) – Dani ersetzt nichts und niemand 😉

Ohne Hike, kein Fly: der Kleinerberg alias Sender ist unser Haus- und Hofhügel.

Wie jetzt? Ich will! Gehe nach einer Konzentrationsphase mit einer Sicherheit
und Selbstverständlichkeit über den Südhang des Senders. Gleite hinab bis zum
Landeplatz. Höre keine Anweisungen von Andi. Denn das Funkgerät ist im Flugwind
nur noch eine Rauschkugel. Ich rufe mein Kurzzeitgedächtnis ins Hier und Jetzt,
folge den Einweisungen, die ich vorher am Boden erklärt bekam. Was für ein
Gefühl… Ja, wie fühlt sich das an? Hängend an zarten Leinen, einem hauchdünnen
Segel, wie spürt sich eine Kurve an? Wie schnell kommt der Boden näher? Fragen,
die sich im Flug nicht stellen, weil sie flugs beantwortet werden. Vorsichtig
tastend, dem Gefühl folgend. Was für eine Überwindung. Das ist Vertrauen. In den
Partner. In sich selbst. Ich bin geflogen! Und gut gelandet!

Glücklich in Anncey, Frankreich

Der Zauber liegt in der Luft.

Er liegt in der klaren Bergluft, dieser Zauber, wie hier bei einem Flug von
einem 4000er (Vincentpyramide, Monte Rosa).

Mit dem Paragleitschirm eröffnen wir uns auf einem Berggipfel eine dritte
Dimension. Wir tauchen ein in eine völlig neue Welt. Eröffnen uns einen neuen
Horizont.

Eine Perspektive, wie sie sonst nur Vögel oder Flugzeuge kennen.

Almsee von oben (Grünau, Oberösterreich)

Über-Drüber-Gefühl

Der Stoff, aus dem unsere Träume sind, wiegt nur 1,6 Kilogramm. Es ist die
Entdeckung der Leichtigkeit, die uns mittlerweile von Bergspitzen schweben
lässt, auf die wir vorher gestiegen oder gar geklettert sind. Dabei müssen wir
das Gefühl der Sicherheit nicht vermissen. Unser Gleitschirm, ein UFO
(„ultraleichtes Flugobjekt“) von AirDesign, ist kein Fetzen, sondern ein
hochentwickelter Single-Skin. Es kann alles so federleicht sein: Den Schirm
spielerisch über seinen Kopf steigen zu lassen, zwei, drei Schritte zu laufen,
und schon macht man’s der Bergdohle gleich. In nullkommanix in ihr Element zu
gleiten. Und Minuten später dort, wo die Reise Stunden zuvor ihren Ausgang
genommen hatte, die Füße auf den sicheren Boden zu setzen.

Herz, was willst du mehr…

Kurzer Stopp mit Romantik: Natürlich erfordert es Regeln, die einem im Spiel mit
der Freiheit lenken und beschränken. Das Fliegen funktioniert nur im Einklang
mit der Natur – und mit Hirn, Herz, Hausverstand und Bauchgefühl. Es ist der
Wind, der uns die Richtung vorgibt. Der uns die Startplätze und Zeitpunkte
selektieren lässt. Es ist die Sonne, die mitmischt, es ist das Relief, das
vorgibt. Viele Faktoren ergeben einen Rahmen, und erst in diesem können wir uns
losgelöst bewegen. Mit den Fähigkeiten, die wir mitbringen. Das ist die
Freiheit, die wir meinen.

Das ist der Traum, den wir leben.

Danke…

…für diese…

…Momente 🙂

Einen Augenblick bitte…