DER SONNE AUF DER SPUR

GESUCHT: DIE SONNIGSTE SKITOUR ZWISCHEN PYHRN UND PRIEL. GEFUNDEN: EBENDAS! EINE BILDGESCHICHTE, WIE ZWEI Sonnensüchtige AUF DEM SCHEIBLINGSTEIN IHRE ÜBERDOSIS VITAMIN D ABBEKOMMEN.

Manchmal wollen wir nur eines: Sonnenschein. So viel wie möglich. Am besten vom Aufgang bis zum Untergang. Sonne. SONNE!!! Nach frostigen Eisklettertagen war am Montag noch eine Vitamin-D-Volltankung angesagt, damit in den nächsten Bürotagen das Gemüt so richtig aufgehellt bleibt. Bettina und ich wähnen uns von Herzen lieber auf der Sonnenseite des Lebens. Die Schattenseiten kommen eh von selbst. Aber sicher ist sicher: Wir brauchen am Montag (30. Jänner 2017) noch einen Sonn-Tag.
Der wundervolle Sonnenaufgang ging sich diesmal nicht aus. Die Tourenplanung verschoben wir nach einem längeren Arbeitsabend erst auf den morgendliche Kaffee-Tratsch. Unser Ziel war schnell klar: Wir brauchen sie. Auf jeden Schritt. Die Sonne. Dazu am besten alpines anstatt forstliches Ambiente. Und in der Länge liegt die Würze. Die Führer werden also in südlichen Richtungen durchforstet. Wir strahlen schon jetzt: Mal wieder auf zum Scheiblingstein (2197)! Das wird zwar abfahrtstechnisch nicht der höchste Genuss, aber heute haben wir einen anderen Anspruch. Du weißt schon. Wir würden sogar rückwärts gehen, damit uns die himmlischen Strahlen nicht in den Rücken, sondern ins Gesicht fallen. Auf geht’s!
Die Augen bei der Bosruckhütte (1043 m) machen wir lieber noch zu, um nicht vom Schatten geblendet zu werden. Ein bisschen warm laufen, und dann kommt der Moment aller Momente!
Wir müssen lulu.
Wieder warm einpacken, weitergehen. Und dann. Jetzt wirklich. Sonne, juhuuuuu! Noch vor dem Pyhrgasgatterl erwischt sie uns mitten ins Herz. Das wird ein Sonn-Tags-Spaziergang ganz nach unserer Laune an der oberösterreichisch-steirischen Grenze.

Wir quatschen fröhlich vor uns hin, sehen keine Menschenseele weit und breit, wo am echten Sonntag wieder die Hölle los gewesen sein muss. Das Karleck kommt als Buckelpiste daher und auch wir folgen der Sonne in guter Spur. Wer den Scheiblingstein von der Bosruckhütte angeht, der nimmt allerdings eines in Kauf: Er wird zum Querulant.

Hier ein Quergang.
Da ein Quergang.
Immer der Naselang.

Einfach herrlich! Die Sonne brennt vom Himmel in unser Gesicht und auf den Schnee, der dadurch immer streichfähiger wird. Das Ambiente ist unbezahlbar schön. Unterm Strich machen wir sogar mehr Foto- als Pinkelpausen. Schöhööön!

Linkerhand begleitet uns immer der große Pyhrgas mit seinen wilden Flanken, darüber hinweg zeigt sich nach dem längsten Quergang ein Blick zum Warscheneck bis ins Tote Gebirge. Rechterhand öffnet die Steiermark ihr grün-weißes Herz vom Gesäuse bis zum Grimming. Herst, wir hom’s so wundaschen daham!

Schwups schon hier? Wir haben es gewusst. Da kann Frau Holle noch so fest ihre Polster schütteln, den Gipfelhang des Scheiblingsteins wird sie so gut wie nie zudecken können. Kaum weht ein Lüftlein, wird er wieder nackig geblasen. Uns doch egal. Die Sonne ist ja hier – und wir deponieren unsere Skier für einen viertelstündigen Fußmarsch. Hat doch gleich ein bisschen alpines Flair mit Skischuhe-Austreten!

Wir quatschen weiter fröhlich vor uns hin, finden’s fast schade, dass wir bald schon oben sind. Die Sonne, unsere treue Wegbegleiterin, hat aber weiter nur Grund zum Lächeln. Wir ebenso. Zack ein paar Schritte, und schon sehen wir das große Kreuz – und drei Männer!
„Wo habt ihr denn euren Radio?“
Fragt der eine. Wie bitte? Ja da war doch dauernd Musik!

Ziemlich schnell konnten wir sie überzeugen, dass so keine Musik, sondern gute Laune klingt. Irgendwie komisch. Während die Manda manchmal keinen Ton mehr herausbringen, schnattern wir wie fröhliche Gänse dahin (haben sich denn die Jungs nicht so viel zu erzählen?!). 😉 War ja nicht das erste Mal, dass uns eine Männerpartie mit erhöhtem Puls auf unsere Eloquenz hinweist. Wie damals auf der Wildspitze im dichten Schneeflocken-Treiben. Als wir nach dem Donnerkogel-Klettersteig noch geschwind nach Vent düsten, um dem zweithöchsten Berg einen Besuch abzustatten, ohne ihn jemals zu sehen (weil der Nebel so dicht war… und wir auch ein bisserl). Mädchentouren… ;-).

Damals auf der Wildspitze. Heute auf dem Scheiblingstein. Sauwetter hat was. Sonnenschein aber auch.

Nur schwer können wir uns wieder losreißen von der Aussichtsterrasse auf 2197 Metern über dem Meer. Und müssen wieder Distanz aufnehmen zu unserer strahlenden Freundin.

Die Abfahrt war anfangs für ein paar rasante Schwünge auf der harten Seite, und dann schmierten wir uns den Firn wie Butter auf unseren Belag. Wir hätten noch kurz quergedacht, ob wir der Langen Gasse in die Steiermark folgen und einen Wiederaufstieg in Kauf nehmen sollen – ein paar klasse Schwünge waren doch drin. Aber weil das das Zeitbudget doch limitiert war, legten wir uns quer.

Holperdiholper-Querung, mit dem einen Knie beim Kinn und dem anderen Knie auf Höhe des Bergskis, quietschvergnügt sind wir Längen- und Höhenmetervernichter. Fotos- und Pinkelpausen legen wir keine mehr ein, weil’s so klass dahin läuft. Kurz vor Ende steigen wir die Skier tragend noch paar Höhenmeter aufwärts – und gewinnen noch ein paar nordseitige Pulverschwünge in den lichten Waldausläufern des Karlecks. Zwar keine Sonne mehr hier, aber wir haben sie im Herzen.

Einen Augenblick bitte…