A wie Aletschhorn: eine erstklassige Skitour auf den Panorama-4000er

 

A wie Anfang. A wie Action. A wie abgelegen. Die erste Skitour führte den
langjährigen Snowboarder Andi und Marlies zum Aletschhorn. Ein 1A-Abenteuer.

 

Es gibt Berge, die heben wir uns am liebsten für die Ski-Saison auf. Das
mächtige Aletschhorn (4193 m), das ein Alleinstellungsmerkmal zwischen dem
Wallis und Berner Oberland hat, ist so ein Ski-prädestinierter Berg. Außerdem
wollte es mich im Sommer nicht haben – da war ich nicht einmal bis zum Einstieg
der Haslerrippe gekommen (im Norden liegt diese steilere kombinierte
Firn-Eistour), nachdem mir zuvor ein Frontzacken des Steigeisens gebrochen
war… Also wieder hinunter ins Tal.

Das Aletschhorn im Zentrum der Walliser Eiswelt

Auf ein Neues: Eines Frühlingstages bringe ich diese eisige Pyramide wieder
einmal zur Sprache – zum Abschluss dieses warmherzigen Winters, diesmal vom
Süden. Nach vielen Auf und Ab’s (im Gelände) und einer schneearmen Saison hat
Andi sein Split-Brettl zwischendurch so verteufelt, dass der
Super-Snowboarder-seit-Anbeginn den Skiern eine Chance geben will. Schweren
Herzens, aber auf die Vorteile von zwei Brettern bedacht… Ich kann ihn nur
bestärken, hab den Absprung und Umstieg vor sechs Jahren selber gewagt – und
nicht bereut. Mann, oh, Mann – und ja! Er ist dabei! Mit Skiern! Das wird lustig
🙂

Auf der Belalp

Vor der Abreise der Materialcheck des gebraucht-gekauften Skis: Steg bei der
Bindung gebrochen, Mist! Unsere Notfall-Ausweichroute: Wir düsen erst nach
Liezen, um beim Bergsporthändler unseres Vertrauens (Vasold) noch die
Last-Minute-Reparaturen am Dynafit-Broadpeak zu erledigen. Weiter nach Anif, um
die Felle abzuholen. Weiter nach Kandersteg, wo uns noch drei Stunden Schlaf
bleiben, um dann über den Lötschbergtunnel die erste Autoverlade-Fahrt zu
erwischen, um dann die erste und einzige Gondel von Blatten auf die Belalp zu
ergattern… Es sind nur noch zwei Stunden Schlaf übrig, nachdem wir die Felle
zugeschnitten haben. Just-in-Time! Guten Morgen, es geht los!

Leicht verschlafen starten wir die ersten Schritte unserer Premiere -Tour. Und
ziemlich verträumt. Bald sind wir hellwach

Die freundlichen Bauhackler nehmen uns den ersten flachen Kilometer-Hatscher
durch das hübsche Bergdorf Belalp im Ratrac mit. Die Skisaison ist schon vorbei,
die Häuser stehen leer. Gewerkt wird noch immer. Auch wir haben gleich zu tun.
Über ein seilversichertes Couloir geht’s früh zur Sache.

Flachetappe. Besser mit Ski als mit Board.

Eiskalte Pyramide. Das Aletschhorn gilt als der kälteste aller
Alpen-Viertausender.

Gletscherrückgang = Leiteraufstieg. Die Oberaletschhütte (2640 m) muss man sich
erst Stufe für Stufe erarbeiten.

Panorama vom Feinsten. Das Auge isst mit.

Punktlandung. Die Hubschrauberlieferung kam gerade auf der Hütte an. Sollt‘ also
genug da sein 🙂

Badewanne. Mit guten Aussichten.

Es kann nur dann ein Lächeln aus dem Spiegel schauen, wenn ein Lächelnder hinein
sieht 🙂

1a-Logenplatz

Eine kleine, feine Runde – zu der sich Hüttenwirt Richard abends selbst zum
Essen gesellt. Rrrröschhhhti tischt er auf (sag niemals Rösti in der Schweiz,
außer du willst dich als Nicht-Schweizer und unwissend outen). Die kartoffeligen
Kalorien werden am nächsten Tag auf gut 1700 Höhenmeter bestimmt verbrannt.

Waschplatz z’Morge

Morgens, wieder einmal viel zu früh für unseren Geschmack…

Eisiger Zustieg.

Panorama deluxe: Eine Gletscherzunge, die in den Süden zeigt

Am Einstieg zum Südwest-Grat deponieren wir die Skier. Die angedachte
Überschreitung (über das Dreieckhorn) verwerfen wir angesichts der aktuellen
Lawinenlage.

Feines Finale

Gut kombiniert. Das Seil kann im Rucksack bleiben.

Nach knapp sieben Stunden hüpft das Herz höher. Eeeeendlich! Oben!

Atemberaubend… Für uns einer der schönsten und abgelegensten Westalpen-Plätze
– an dieser Stelle sieht man keine einzige Stadt, kein Dorf, nicht einmal ein
einziges Haus. Außer Berge nur Berge. Weit weg von der wuselnden Welt.

Beim Gipfel hat man erst die Hälfte geschafft? Eher erst ein Drittel… 😉

Wirklich anstrengend wird es jetzt. Darauf hat sich Andi schon gefreut: auf die
Abfahrt! Bei einer Hand voll Skitagen auf der Höss und Wurzeralm hat er doch
schon die Zwei-Bretter-Variante geübt. Aber das erste Mal auf Skiern zwischen
Gletscherspalten und Felsbrocken…? Ein Kampf. Ein Krampf… Stop and Swing.
Stop and Swing. Die wechselnden Schneeverhältnisse mit auffällig vielen
Bruchharschanteilen machen die Sache auch nicht einfacher. Mühsam ernährt sich
das Erdhörnchen… Da brennen die Schenkel! Aber doch, mehr als eine Stunde
später (gefühlt waren es noch mehr): Yippieeee! Das Gröbste ist geschafft,
Schatz! 🙂

Sein K(r)ampf. Aber yeahhhh! He did it!

Nur die letzte Gondel geht sich nun nicht mehr aus. Wir haben gewonnen: Einen
Fußmarsch ins Tal…

Doch lieber Bruchharsch als Fußmarsch…?

Es geht durch Tschuggen, ein kleines Bergdorf. Die Füße brennen schon
ordentlich…

Hübsch ist es ja anzuschauen: ein kleines, uriges Freilichtmuseum

3000 Höhenmeter später…

Geschafft… und geschafft. 🙂

Einen Augenblick bitte…