Ein Hoch auf diese Zeit

Ein Jahr Mr. und Mrs. Ein Guter Zeitpunkt, um auf einen Tag zurückzublicken, der unser Leben veränderte. Über die Spitzmauer im weißen Kleid und die Kunst zweier Fotografen.

Bilder haben die Kraft, einen unwiederbringlichen Moment für immer festzuhalten. Berge haben die Kraft, zwei Menschen zusammenzubringen.
VERLIEBT UND VERLOBT AUF 4810 METERN
Im Sommer 2024 kletterten wir den Frêneypfeiler und am höchsten Punkt der Alpen ging Andi vor mir in die Knie. Non non, nicht aus Erschöpfung. Meine Antwort richtete ihn sofort wieder auf und gipfelte in einer Umarmung, die unser Leben lang halten soll. Eine Seilschaft erkannte die Besonderheit dieses Moments und hielt ihn mit der Kamera fest. Wie unfassbar schön war es, dieses Bild zugeschickt zu bekommen!
Der 3000 Höhenmeter lange Abstieg ins Val Veny verging mit Schmetterlingen im Bauch wie ein Flügelschlag. Schon im Abstieg nahm die Hochzeit in unseren Köpfen Formen an: Ein kleiner Kreis. Am Berg. Nicht irgendeinem Berg. Die Feier mit Familie und Freunden im Tal. Nicht irgendeinem Tal.
Unser Herzensberg: die Spitzmauer. Der formschönste Gipfel zwischen Matterhorn und Ama Dablam und „zufällig“ die Umgebung, in der wir nicht nur das Klettern, sondern uns auch kennenlernten.
So schnell uns das klar war, so spät dämmerte uns: Wollen wir diese Hochzeits-Momente auch festhalten lassen? Wer würde und könnte das machen? So viele Menschen kamen nicht infrage für uns. Einer sehr wohl. Und eine schickte uns der Zufall. Von Herzen Danke an Marlene Brandl & Markus Kohlmayr, die uns an zwei abenteuerlichen Bergtagen mit ihrer Kamera begleiteten. Die Kraft und Kunst ihrer Bilder, die Liebe: Die möchten wir hier teilen. Doch der Reihe nach.
31. MAI 2024, HINTERSTODER
Wir befinden uns ja inmitten der Alpenrepublik und da hat die Bürokratie Vorrang: Ein kurzer Stopp am Standesamt, um den rechtsgültigen Formalakt einer Eheschließung in Rekordzeit über die Bühne zu bringen.
Acht Minuten. Aus Mr. Lattner wird Hr. Lattner-Czerny. Und Fr. Czerny heißt nun offiziell ebenso.
Um 8:08 Uhr verlässt das frisch vermählte Ehepaar das Gemeindeamt und biegt hinein ins Lieblings-Café, um mit ihren Trauzeugen und engen Freunden Bettina & Thomas die Gläser klingen zu lassen. Cheers! Markus ist als Fotograf mit von der Partie – und mehr noch als seine Momentaufnahmen (die einfach fantastisch sind!) schätzen wir ihn als Menschen. So cool, dass du uns an diesem Tag begleitest, lieber Markus!
In der „Fleischerei“
Die Wetterprognosen für das Wochenende sind so eindeutig katastrophal, dass er auch getrost daheim bleiben hätte können – eine Berg-Hochzeit ist zweifelsfrei zum Scheitern verurteilt.
Doch wir sind da wohl alle ähnlich gestrickt. Schau‘ ma mal, dann seh‘ ma eh! Und wenn man vom Allerschlimmsten ausgeht, kann’s doch nur besser werden. Oder?
Schließlich ist die Hütte gebucht, und bis zum Prielschutzhaus haben wir’s noch immer geschafft. Mit unseren Trauzeugen und engen Freunden Bettina & Thomas ist sowieso jeder Weg schön. Außerdem: Ein paar Stunden wird’s doch wohl mal nicht wie aus Eimern schütten. Oder ist das bloß ein naiver Gedanke?
Plan B steckt mit dem Hochzeitskleid natürlich mit im regenfesten Rucksack, den wir in die Materialseilbahn laden. Der Bloßkogel ist unsere absolute Schlechtwetteroption. Ein kleines Gipfeli ein paar Gehminuten hinter der Hütte: Dort könnte uns der Klaus spätestens unter Regenschirmen mit einer freien Trauungs-Rede die Ringe überreichen. Für Klaus Gösweiner wäre aber auch die spitze Mauer eine runde Sache. Fit wie ein Trailrunningschuh ist der Ennstaler, der Standesbeamter von Beruf ist – und Ausdauersportler von Berufung. Die phänomenale Wunschbesetzung für diesen Tag, einer der feinsten Kerle ist der Klaus nämlich obendrein.
Stodertaler Hochzeitsmarsch
Trübes Wetter und beste Stimmung begleiten uns zum Prielschutzhaus. Regenpausen? Bleiben Wunschgedanken. Frohen Mutes und in naivem Glauben an Klaus‘ Wetterspürnase („über’n Pyhrnpass hat’s schon licht ausg’schaut!“) starten wir nachmittags bergauf los. Doch nach einer Stunde bergab zurück. Aussichtslos. Hoffnungslos wird’s deswegen nicht. Im Gegenteil. Hinein in die Stube, wo uns Betti mit einer köstlichen Hochzeits-Sachertorte überrascht!
Tadaaa!
Der Wetterbericht wird zwar nicht besser je öfter man ihn checkt, doch die gelernten Optimisten lesen drei „niederschlagsärmere“ Stunden mitten in der Nacht heraus. Wenn das kein Zeichen ist!
Dämmerung am Spitzmauer-Klettersteig.
Nicht nur weil es um 3:30 Uhr stockfinster und unsere Äuglein winzig klein sind, sehen wir keinen Regen. Tatsächlich! Da kommt kein Nass von oben! Diese drei Stunden nutzen wir fürs meditative Steigen Richtung Klinserschlucht, Schneestapfen und den Drahtseilakt am Klettersteig. Wenige Schritte unterm Gipfel werfen wir uns schnell in Schale. Nullgrad. Wind frischt auf.
Die Liebe muss heiß sein
In der Umkleide-Kabine.
Wie cool, dass sich sogar die Spitzmauer ein weißes Kleid angezogen hat über Nacht! Wer würde da keine Gänsehaut bekommen!?
ZUGEGEBEN: DAS HÄTTEN WIR UNS ANDERS VORGESTELLT. DOCH OB ANDERS AUCH BESSER HEISSTEN WÜRDE
1. Juni 2024
7 Uhr früh, Spitzmauer (2446 m)
Klaus hält eine freie Rede, die alles ringsum vergessen macht – auch unsere Trauzeugen rühren uns mit ihren Worten und ihrer Wärme zu Tränen.
Ja-Wort
Ja-Ort
Noch ein Küsschen vorm edlen Weiß
Junischnee
War das ein Timing für unsere Trauung. Just als wir den Sektkorken knallen lassen, beginnt es zu schneien.
Teamwork makes the dream work!
Noch ein paar Fotos, wegen der feschen Aussicht wär’s…
…und dann hinab mit uns ins Tale! Zum Glück kennen wir die Aussicht ja. Bei der Hütte binden uns unsere Trauzeugen noch ein paar Dosen im Just-Married-Style um die Hüfte und so tröpfeln die 1800+ Höhenmeter Abstieg scheppernd dahin. Bevor wir ins Polsterstüberl zum Feiern einbiegen, dürfen wir uns bei einer lieben Bekannten in Vorderstoder noch schick machen für die Hochzeitsgesellschaft. Danke für die Dusche und deine Gastfreundschaft, liebe Vroni!
Einmal im Leben Prinzessin sein
Frisch kultiviert geht’s…
…ins Polsterstüberl!
Ein Fest der Liebe!
Die drei Stunden früh morgens sollten leider wirklich die einzigen regenfreien sein, die uns der Himmel an diesem ersten Juni-Wochenende schenkt. Ein klassisches Sommerfest unterm freien Firmament sieht somit anders aus – doch die Gemütlichkeit in Renates guter Stube genossen wir ebenso sehr. Standesgemäß hielt das Brautpaar bis zum Schluss durch – somit waren wir ganze 24 Stunden auf den Beinen. Für alle, die’s genau wissen wollen: Die Hochzeitsnacht verbrachten wir natürlich in unserem (prall mit Luftballons gefüllten) Wohnmobil. 😉
After-Wedding-Shooting
Im August ’25 am Kleinerberg
Als wir mit der ebenso begnadeten wie bergliebenden Marlene Brandl über ein After-Weeding-Shooting zu sprechen kamen, waren wir wohl gleichermaßen skeptisch wie neugierig. Skeptisch? Warum noch einmal im Nachhinein ins Hochzeitskleid schlüpfen, um Fotos zu „stellen“? Neugierig, weil sie gefühlt für alles zu haben und durchaus ehrgeizig war, wirklich einen perfekten Plan für uns zu schmieden. Schnell war uns klar, was das bei uns heißen könnte: Brautkleid, Lederhose und Gleitschirme!
Love is in the air!
Dass es nach dem sensationellen Bergwetter bei unserer Eheschließung umso schöner war, quasi auf einem „Hausberg“ noch einmal unsere „Hoch-Zeit“ in Bildern einzufangen, war ein umso größeres Geschenk.
Von der ersten Minute weg hatten wir das Gefühl, dass Marlene fotografisch ohnehin ganz genau weiß, was und wie – und achtete somit umso mehr auf uns und all die Details.
Wie vielleicht die meisten Paare, würden uns auch wir bei einem Foto-Shooting etwas unwohl fühlen – macht man ja nicht jeden Tag. Dieses Gefühl kam aber erst gar nicht auf. Mit ihrem feinen Gespür wusste Marlene immer, wann sie uns ein paar einfache und klare Anweisungen geben kann – und wann wir den Moment einfach entstehen lassen können und sie unsere Vertrautheit sichtbar macht.
Magie am Morgen
Das Herzklopfen wurde schneller, als wir den Gleitschirm zur Hand nahmen.
Böiger Wind machte das Groundhandling zur fortgeschrittenen Übung – nicht viele Momente, wo wir gute Phasen hatten, um unseren kleinsten Airdesign-Paragleiter, den Ronin, sicher aufzuziehen. Und wo Marlene die Chance hatte, nicht nur unsere geöffneten Herzen, sondern auch die geöffneten Schirme zu fotografieren.
Nach einiger Zeit aber bekamen wir eine solide Startphase …
… und konnten sogar noch einige Minuten über dem Kleinerberg soaren. Ein unbeschreibliches Gefühl, mit dem Hochzeitskleid und dem Ehemann herumzufliegen. Freiheit und Verbundenheit zugleich.
Auch wenn jeder für sich abhebt, verbindet uns diese unsichtbare Sache.
Liebe
Am Ende des After-Wedding-Shootings waren wir nicht nur um einen unvergesslichen Ausflug reicher. Danke für diese unglaublichen schönen Moment-Aufnahmen, liebe Marlene! Wir finden: Viele ihrer Fotos sind Kunstwerke. Falls jemand Lust bekommen hat für außergewöhnliche Shootings am Berg: Schreibt sie gerne an, sie ist für alle Ideen offen.
Noch einmal zurück zum Anfang. Zu dem Satz: …ein Tag, der unser Leben veränderte. Ja. Das klingt womöglich übertrieben bis theatralisch, doch tatsächlich haben diese zwei Buchstaben unsere Liebe und unser Leben verändert. Vertieft. Verschönert. Vertrauter gemacht. Ja, manchmal reicht ein Wort, um damit alles zu sagen.
ERSTELLT VON
Marlies Lattner-Czerny

Einen Augenblick bitte…