„Eine mächtige Flamme entsteht aus einem winzigen Funken.“

Dante Alighieri

 

Schlechtwetter in den Westalpen. Das absolut Schlechte daran: Wir sind gerade in den Westen gekurvt. Flucht in den südlicheren Westen. Die wundervoll wilde Dauphiné verspricht immer wieder Sonnenstunden, wenn der Himmel zwischen Wallis und Ostalpen dicht ist (und ganz viel kübelt). Da dämmert’s uns: In irgendeinem Magazin ist uns doch eine so scharfe Granitnadel ins Auge gestochen, als wäre sie Patagonien entrissen und inmitten der französischen Alpenausläufer wieder eingesetzt worden. Doktor Google hilft uns auf die Sprünge: Haargenau! Aiguille Dibona heißt dieses Wahnsinnsteil, das uns so richtig scharf macht. Nichts wie hin! Sofoooort!

Waschelnass am Wandfuß

Wir stehen im Regen. So schnell ist die Front also doch nicht über die Dauphiné hinweg gezogen. Dass wir am Vorabend nach 1000 Höhenmeter Zustieg waschelnass das Refuge Soreiller erreichen, war einkalkuliert. Aber dass wir entgegen der Prognosen nun am Wandfuß stehen, uns das Wasser in die Ärmel rinnt, bei den Zehen wieder hinaus und wir keine zehn Meter weit sehen – das war so nicht ausgemacht.

Dabei wollen wir diese Spitze doch nur einmal mit eigenen Augen sehen. Und ihr zumindest ein bisschen näher kommen.

Bittebitte, lieber Petrus!

Aiguille Dibona Klettern Dauphine
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Einsame Spitze

Weil die Nacht so bitterkalt war, das Essen nach wenig bis gar nichts schmeckte und die Bewirtschafter keine Anzeichen machten, für uns einzigen Besucher einzuheizen, marschieren wir wieder ins Tal nach Saint-Christophe-en-Oisans. Der Weg war ja doch ganz nett. Am nächsten Morgen der neue Motivationsschub – trotz geringer Aussichten und einer dicken Nebeldecke, die uns bettet. Also wieder hinauf. Wo wir zwei Tage zuvor schon gelatscht waren. Und dann…

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Die Offenbarung

Wir trauen unseren Augen nicht, als diese Felsnadel plötzlich über der Nebelgrenze schwebt und vor uns auftaucht. Herz-Stillstand. Wow, so eine Erscheinung haben wir noch nie erlebt!

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Der Rest läuft wie ersehnt. Genialer Granit, eine schöne Linie, abwechslungsreiche Kletterstellen, ein Gipfel voller Freude. Dieser Abstecher war einsame Spitze.

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