Neben dem Dachstein: Klettern in der Maixkante am Dirndl und am Gamsfeldspitz

Klettern in den Südwänden des Dachstein-MAssivs ist immer ein Hochgenuss,
Bauchkribbeln inklusive. Dabei muss es bei weitem nicht immer der Höchste sein.

 

Ehe der Winter vorbeischneit, noch einmal zum herbstlichen Klettern auf den
Dachstein: Für zwei Tage schlagen wir unser Basislager am Fuße der heimatlichen
Hoheit auf. Die 3000er-Marke knackt der fantastische Felskoloss gerade nicht –
und das ist sein eigentlicher Jackpot. Nicht auszumalen, wieviel mehr
Anziehungskraft der Dachstein auf Touristen und Alpinisten ausüben würde, hätte
er fünf weitere Meter auf der kalten Schulter. Denn auch so stellen sich dem
2995 Meter hohen Dachstein in seiner beeindruckenden Südwand im
berühmt-berüchtigten Steinerweg (V+) viele Kletterer – zu viele für unseren
Geschmack. Schon am Parkplatz reden die zwei Seilschaften, die wir am Vorabend
treffen, von diesem allseits bekannten Anstieg. Stau programmiert. Fast
überschaubar wird es am benachbarten Hohen Dirndl (2832 m), wo uns die
wunderschöne, anhaltend steile und dennoch überschaubare Maixkante (VI) erneut
begeistern wird. Es muss nicht immer der Höchste sein. 🙂
Erst noch zum Gamsfeldspitz
Blick ins Edelgrieskar | Gamsfeldspitz
Am ersten Nachmittag schauen wir auf den Gamsfeldspitz vorbei, bloß eine
dreiviertel Stunde Zustieg spricht für die Spätaufsteher. An diesem Koloss
pulvern an frisch verschneiten Tiefschneetagen die Freerider vorbei. Kletterer
finden am Eingang zum Edelgrieskar eine steile Spielwiese mit bombenfesten
Touren an dieser weitum unbekannten Größe inmitten aller Riesen. Wir wählen mit
der Südwest-Kante (VII) eine der einfacheren Touren.
Kalk, der hält, was er verspricht.
Abwechslung beim Klettern – immer gut.

Bleibt steil…

..und geil. 😉
Seil von oben hilft der Moral 😉
Quergänge wie aus dem Bilderbuch.
Grinsekatze, wenn man’s geschafft hat 🙂
Bombenfester Plattenpanzer. Die Variante (VI) kommt allerdings eher als VIII
daher… Puh!
Ansprechend und anspruchsvoll.
Und wieder zurück zum Wandfuß mittels Abseilmanöver.
Zeit zum Genießen…

Momente, für die wir aufbrechen.
Mit diesen Farben malt nur der Herbst.

Wasser | Kraft | Spiegelbild

Holzweg?

Abendrot.

Noch abendlicheres Rot.
So a liabs Dirndl! 🙂

Nach einer Nacht im VW-Bus widerstehen wir erst um fünf Uhr früh dem Klingeln
des Weckers. Etwas zu spät, um uns doch der Schinko-Verschneidung am Torstein zu
stellen. Also auf zum Hohen Dirndl zur Maixkante – dem Klassiker aus dem
berühmten „Pause-Führer“ (für alle Nichtkletterer: das ist für uns Kraxler so
etwas wie die Bibel für Christen).

Vom Morgengrauen ins Morgenorange.
Das Dirndl ist nicht nur ein Trachtenkleid oder ein junges Fräulein – sondern
auch ein Doppel-Gipfel neben dem Dachstein. Die Überschreitung der Dirndln ist
eine feine Sache – ebenso empfehlenswert wie die Maixkante. Die weniger Kante
ist, aber umso mehr Risse, Kamine und Verschneidungen aufweist. Genial, welche
Linie Kurt Maix und Wolfgang Höfler bereits am 9. 9. 1929 gefunden haben. Und
Maixkante klingt doch einladender als Maixkamin. Oder Maixverschneidung. Also
geben wir uns die Kante!
Ein Klassiker, sanft saniert und mit alpinem Anstrich geblieben.

Eine Traumtour für Alpinkletterer – für uns puntko Kletterei schöner als der
Steinerweg am benachbarten Dachstein.

Risse, Kamine, Verschneidungen – eine logische Linie fast durchgehend über alle
22 Seillängen.
Wenn das Topo sagt: „Rechts klettern.“ Und man sich trotzdem mitten
durchwurschtet… 😉

Ab in den 100-Meter-Kamin. Ich glaub‘, wir wären gute Schornsteinfeger.
Der Kamikaze-Kamin löst sich im unteren fünften Grad auf.

Genuss. Für Andi sogar in den Zustiegsschuhen.

Wilde Wandfluchten ringsum.

Mit eleganten Ausstiegslängen wurde die Tour nachträglich erweitert. Nach fünf
Stunden sind wir hier.

Das ist der (westliche) Dirndl-Gipfel auf 2832 Meter über dem Meer, er gehört
zur Steiermark. Den östlichen Höhepunkt behaupten die Oberösterreicher für sich.
Grenzen müssen sein in dem Land, in dem nur die Bürokratie keine Grenzen hat…
Oder wie war das?
Abseilen | Gletscher (was davon noch über ist, genießt der Eisbär) | Ratrac-Spur
| Massentourismus

Der Dachstein von seiner – nun ja – nicht gerade schönsten Seite. Der Sommer hat
ihm sein weißes Kleid genommen.

Langläufer drehen die Runden. Viel bleibt den Pistenraupen nicht mehr zu
planieren…
Doch immerhin kommen auch wir in den Genuss der touristischen Erschließung und
des schnellen Abstiegs (22 Euro für eine Talfahrt) mit der Südwandbahn am
Hunerkogel. Die letzte Gondel startet um zehn nach fünf in Richtung Ramsau. Und
der letzte Anblick und in bester Erinnerung bleibt nicht jener des schwindenden
Gletschers auf der Nordseite, sondern jener in die Südwand, wenn man mit der
Bahn noch einmal mit Felsblicken ins Tal schwebt.

Einen Augenblick bitte…