Reizvoll ist er schon, der Jbel Toubkal oder Djebel Toubkal (es gibt verschiedene Schreibweisen). Und das hat mehrere Gründe: erstens handelt es sich um den höchsten Berg im Hohen Atlas, in Marokko und in Nordafrika, zweitens ist der Toubkal ein 4000er (4167m um genau zu sein) und drittens ist Bergsteigen in Marokko irgendwie „Expedition light“.

Marokko ist exotisch genug, dass man sich wirklich in einer anderen Welt fühlt. Komplett andere Kultur, andere Schrift, andere Währung. Aber eigentlich liegt es auch ganz nahe. Eine Stunde mit der Fähre von Spanien oder vier Stunden Flugzeit von Wien nach Casablanca oder Marrakesch zum Beispiel. Gleiche Zeitzone.

Außerdem kann man den Toubkal auf herkömmliche Weise zu Fuß besteigen oder mit Tourenskiern, es gibt Grate zum Klettern (sogar Eisklettern ist angeblich möglich) und mit dem Gleitschirm kann man auch runter fliegen.

Auch wenn er technisch vielleicht nicht allzu schwierig erscheint, so bietet er doch allerhand Möglichkeiten und Eindrücke. Unsere ausführliche Geschichte gibt’s in der Rubrik Bildgeschichten zu lesen. Unbedingt auch oben auf’s Video klicken… und wer dann Lust bekommen hat, der möge unten weiterlesen 🙂

Normalweg von Norden

Der Weg, den die allermeisten Besteiger wählen, beginnt in Imlil und führt von Norden auf den Gipfel. Imlil liegt drei Autostunden südlich von Marakesch. Entgegen vieler Berichte konnten wir dem kleinen Bergdorf keinerlei besonderen Charme abgewinnen. Es ist nicht besonders schön und fast zur Gänze auf den Toubkal-Tourismus ausgelegt – mit allen Vor- und Nachteilen.

Seit der Ermordung von zwei Skandinavierinnen im Dezember 2018 gibt es eine Polizeikontrolle rund um die Uhr bei der Einfahrt nach Imlil (wobei wir mit unserem Campingbus wie bei allen Polizeikontrollen in Marokko freundlich durchgewunken wurden).

Für den Gipfelanstieg muss man verpflichtend einen lokalen Guide engagieren. Dieser ist 24 Stunden am Tag dafür verantwortlich, dass den Gästen nichts passiert. Das „Bergführerbüro“ muss man aber erst mal finden und einen professionellen Eindruck hat es nicht gerade gemacht. Rund 500 Dirham (50€) soll der Guide pro Tag kosten.

Unser Versuch, ohne Guide loszuziehen, endete nach 45 Minuten beim ersten von vier Polizei-Checkpoints am Weg. Egal, wie und was wir argumentierten, es ließ die Polizisten unbeeindruckt. Einzig, dass wir den nächstbesten Typen für 300 Dirham als Guide engagieren könnten, wäre ein Lichtblick gewesen. Aber dieses Spiel wollen wir nicht unterstützen.

Toubkal von Süden

Um zum Ausgangspunkt auf der Südseite zu kommen, muss man eine viel längere und abenteuerliche Autofahrt in Kauf nehmen. Von Marrakesch muss man über den Tizi n’Test fahren, ein netter Pass mit tollen Ausblicken über den Atlas. Dann auf immer schlechter werdenden Straßen Richtung Osten bis Amsouzart.

Amsouzart selbst konnten wir bei unserem Besuch im Jänner 2020 nicht erreichen. Die Straße war eine komplette Baustelle und die Umleitung führt ca. 3km durch einen Fluss. Also haben wir unseren Bus in der Ortschaft Toubkal geparkt (gleich neben dem Gemeindehaus… einfach drinnen fragen).

Die erste Etappe führt zum Lac D’Ifni. Der ist ein beliebtes Touristenziel (wohl eher für marokkanische Touristen) und nicht zu verfehlen. Wir mussten im letzten Dorf noch unsere Reisepässe herzeigen, aber dann war der Weg frei. Wir haben am nördlichen Ufer unser Zelt aufgeschlagen. Es gibt dort auch Steinhütten. Falls jemand dort ist, also vielleicht besser noch höflich fragen.

Vom See führt der Weg zuerst flach nach Norden, um dann steil die Rinne bis zum Tizi n’Ouanoums. Der Weg ist z.B. auf der alpenvereinaktiv Karte eingezeichnet und war bei uns auch gut zu finden (mit Steinmännern und vereinzelten Markierungen). Hier beginnt der WSW-Grat, der über drei Türme in der Nähe des Westgipfels endet.

Eine brauchbare Beschreibung haben wir im E-Book Mountaineering in the Moroccan High Atlas (Cicerone Guides, 2011) von Des Clark gefunden.

Flug vom Gipfel

Der Gipfel selbst ist ein leicht abfallendes Plateau, das Starts in verschiedene Richtungen zulässt. Allerdings ist es ziemlich steinig. Das ist wohl die größte Herausforderung. Ein paar kleine Schneereste würden die Sache ziemlich erleichtern.

Als Startrichtungen ideal sind NO, N und ev. NW. Wir hatten ca. 10-15 km/h NO.

Der Flug nach Norden Richtung Imlil erschien uns aber nicht erstrebenswert. Erstens wäre es ein langer Weg zurück auf die Südseite gewesen und zweitens haben wir in einigen Berichten gelesen, dass die Polizei rund um Imlil nicht unbedingt erfreut über derlei Flugaktionen sei. Parade-Landeplätze hätten wir auch nicht ausmachen können. Am ehesten noch der große Parkplatz am Ortseingang von Imlil (von dem aber abgeraten wird und der bei uns von der Polizei bewacht wurde).

Daher haben wir die Kurve nach Süden gekratzt und sind direkt am See gelandet. Das ist zwar auch steinig, aber machbar.