Bevor die Kaltfront den Zweitausendern eine weiße Haube aufsetzte, sind wir durch die Platten der Planspitze gesprintet.

Es fällt uns schwer, um 4:30 Uhr aus dem Bett zu krabbeln, ins Auto zu steigen und noch eine Stunde zum Klettern zu fahren. Um 2 Uhr früh mit Steigeisen vor einer Berghütte zu starten geht wesentlich leichter – komisch aber auch!

Gut, dass wir uns mit Eddi verabredet haben. So gibt’s diesmal keine Ausrede, als der Wecker uns viel zu früh aus den Federn reißt. Außerdem sind am späteren Nachmittag Gewitter prognostiziert – lieber nicht zu lange Trödeln.

Wir wollen ins Xeis – noch einmal in die Nordwände, es könnte eine der letzten Möglichkeiten für dieses Jahr sein.

Wir genießen die Aussicht, als der steile Höllersteig seinen Wald lichtet. Da draußen liegt der Eingang ins Gesäuse: Zwischen Himbeerstein und Haindlmauer kriegt die Enns tosenden Applaus. Der Nebel traut sich nicht herein. Langsam spüren wir den Herbst.

Links davon der Admonter Reichenstein mit Totenköpfl und Sparafeld, rechts die Buchsteingruppe.

Wand-Flucht

Nach zwei Stunden stehen wir vor den Einstiegen. Gut, wer unter diesen Wandfluchten den Überblick behält: Schon langsam wird’s am Wandfuß unübersichtlich. Nur die Traum-Verschneidung der Optima sticht dem Gesäuse-Liebhaber gleich ins Auge.

Andi klettert voraus in die neue Einstiegsvariante zur Plattensprint („Direkter Plattensprint„, Hoi/Stelzig, 2015). Das Topo ist in der Xeis Extension, der erweiterten „Gesäuse-Bibel“, zu finden. Eine gefinkelte VI+ gibt’s zum Aufwärmen, nach der ersten Länge queren wir rechts in die Verschneidung der Optima, nehmen ihre Schlüsselstelle mit (VII) und gehen in die klassische Plattensprint über. Das nächste Mal bleiben wir in der Optima – das sei „die“ Traumtour auf der Planspitze. Davon schwärmt die nachfolgende Seilschaft später beim Bier.

Erste Erkenntnis des Tages

Wenn man ein paar Wochen in hochalpinem, leichten Bruchgelände herumklettert, sind die Gesäuse-Schwierigkeiten wieder fest zum AnhaltenHuch! Hätt’s heute nicht ein gemütlicher Ver auch getan? 😉

Mit einem Panzer aus Kalk wappnet sich die Planspitze auf ihrer Nordseite. Vor Kletterern etwa?

Im Mittelteil sprinten wir über die Platten, dass es nur so eine Freude ist – bevor die überhängende „Wuchtel“ nochmal ordentlich Strom in den Armen fordert.

Fertig Arbeit

Die Sonne empfängt uns pünktlich zum Ausstieg aus der Nordwand. Landjäger, ein Stück Brot und genießen 🙂 Als Abstieg wählen wir den Peternpfad. Der schnellste Weg hinunter. Wie jedes Mal bleiben wir immer wieder stehen, wenn der Blick in die Nordwände freigegeben wird – schwer beeindruckt, erste Reihe fußfrei.

Die zweite Erkenntnis?

Wie gut, wenn man eine Gewitterwarnung ernst nimmt und nach dem Studium aller Wettermodelle am Vorabend noch die Tourenplanung ändert (auch wenn’s das wohl heuer war mit unserem Projekt am Dachstein…). Das Bier auf der Haindlkarhütte haben wir jedenfalls rechtzeitig ausgetrunken, als der Wind auffrischte und die Front heranstürmte – fünf Minuten nach der Ankunft beim Auto kannte der Himmel kein Erbarmen mehr.